Die JMD möchte in ihrer Opernakademie möglichst vielen Sängern*innen die Chance bieten, eine Partie zu studieren und auf die Bühne zu bringen, und gibt deshalb Werken mit einem größeren Ensemble, wie in "Carmen" den Vorrang. In einer Geschichte wie etwa der von "Orpheus und Euridike" wären neben dem unglückseligen Liebespaar lediglich "Amor" und "einige Hirten" als weiteres Personal vorgesehen.
Making of Carmen
Häufig werden Wünsche an uns herangetragen oder die Frage, warum manche Opern in der über 50jährigen Weikersheimer Operntradition schon mehrfach gespielt wurden, andere aber noch nie auf dem Spielplan standen. "Der Ring des Nibelungen – das wäre doch mal was, oder die Zauberflöte!" Wer entscheidet eigentlich, welche Oper gespielt wird, und nach welchen Kriterien?
Bei der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) wird die künstlerische und pädagogische Gesamtleitung der Jungen Oper Schloss Weikersheim und der damit verbundenen Internationalen Opernakademie zur Förderung des internationalen Opernnachwuchses durch ein Team fachkundiger Opernexperten verantwortet. Die Mitglieder dieses Opern-"Kuratoriums" sind:
- Ulrich Wüster, JMD-Generalsekretär, Musikwissenschaftler
- Claudia Klemkow-Lubda, ehemalige JMD-Vizepräsidentin, Jugendorchesterexpertin
- Martin Christoph Redel, JMD-Ehrenpräsident, Komponist und Opernexperte
- Guy Montavon, Generalintendant des Theaters Erfurt
- Patrick Bialdyga, Künstlerischer Produktionsleiter an der Oper Leipzig
- Andrea Riegler, Produktionsleiterin Junge Oper Schloss Weikersheim
Dieses JMD-Opern-Kuratorium entscheidet unter anderem auch über
die Auswahl des Stücks
Folgende 5 Kriterien muss eine Oper erfüllen, damit sie auf den Spielplan der Jungen Oper Schloss Weikersheim kommt:
1. Ensembles

2. Spielhandlung

Die Ausbildung der Stimme steht im Zentrum des Gesangsstudiums an einer Musikhochschule. In Weikersheim erhalten Sänger*innen darüber hinaus die Möglichkeit, mit Regisseur und Choreograph auch an ihren darstellerischen Fähigkeiten zu arbeiten: Wie gehen Singen und Bewegung zusammen? Wie interagiere ich mit Anderen? Dies lässt sich nur erkunden, wenn im Stück einiges "los" ist. Fehl am Platz dagegen, was man schonmal als "Steh-Theater" bezeichnet.
3. Orchester-Repertoire

Die JMD bietet auch einem leistungs-starken Jugendorchester die seltene Möglichkeit, sich ein Werk des Opernrepertoires zu erarbeiten – eine Erfahrung von unschätzbarem Wert für diejenigen Instrumentalisten*innen, die die Musik zu ihrem Beruf machen und später in einem Opernorchester arbeiten werden. "Hänsel und Gretel" etwa komponierte Humperdinck für ein Orchester in großer sinfonischer Besetzung – klingt beinahe wie Wagner. Hier hat das Orchester eine eigene Hauptrolle!

4. für junge Stimmen
Die Partien einer Oper für Weikersheim müssen für junge Sänger*innen technisch machbar sein. Eine Gesangsstimme kann nur in einem Prozess über viele Jahre behutsam entwickelt und aufgebaut werden. Singt ein Sänger oder eine Sängerin eine Rolle "zu früh", kann dies einen nicht wieder gut zu machenden physischen Schaden anrichten. Im künstlerischen Team der Weikersheimer Opernakademie achten zwei Gesangsprofessorinnen sehr genau darauf, dass alle Rollen passend besetzt werden. Und die ganz großen Partien wie etwa die des "Siegfried" von Wagner oder die "Königin der Nacht" von Mozart müssen auf einen späteren Zeitpunkt in der Karriere und ein anderes Opernhaus warten.
5. Attraktiv fürs Publikum

Ein Kriterium, das den Verantwortlichen der JMD besonders wichtig ist, auch wenn es hier zuletzt genannt wird, ist, dass das Stück im besten Sinne „publikumswirksam“ ist. Man spielt für Sie, und es soll Ihnen schließlich auch gefallen. Ob Sie dabei nun dem Hochzeits-Happy-end – ziemlich häufig – oder dem Höllenfahrt-Finale oder einem anderen tragischen Bühnentod – damit ist ebenfalls in mindestens 50% der Fälle zu rechnen – den Vorzug geben, bleibt freilich Geschmackssache. Für diesen Sommer freuen sich Publikum, Künstlerinnen und Künstler auf Bizets „Carmen“ – Ihr Tod ist im Libretto vorgeplant, aber wer weiß?
Und "Ja": Es gibt auch Opern, die das Opern-Kuratorium entsprechend dem oben genannten Fördergedanken als interessant und wertvoll einordnet, und dennoch nicht auswählt. Mit Blick auf Sie, verehrtes Publikum, wurde zum Beispiel "La Bohème" der Vorzug gegenüber "Gianni Schicchi" von Puccini gegeben. Auch zeitgenössische Werke kommen kaum in die engere Wahl.
Und "Ja": Es gibt auch Opern, die das Opernkuratorium entsprechend dem oben genannten Fördergedanken als interessant und wertvoll einordnet, und dennoch nicht auswählt. Mit Blick auf Sie, liebes Publikum, wurde zum Beispiel "La Bohème" der Vorzug gegenüber "Gianni Schicchi" von G. Puccini gegeben. Auch zeitgenössische Werk kommen meist nicht in die engere Wahl, weil sie weniger eingängig sind und sich beim Hören nicht intuitiv erschließen.
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