In diesen Jahren begann ich meine Gespräche mit dem Hausherrn Prinz Constantin, um ihn von der einzigartigen Akustik des Schlosshofes zu überzeugen. Zum Jubiläum „10 Jahre Musikalische Jugend in Weikersheim“ sollte es gelingen, die Oper dort aufzuführen. Ich traf ihn immer beim Rosenschneiden im Park. Wir unterhielten uns stets über Gott und die Welt. Gegen Ende der Gespräche kam ich dann auf meinen Herzenswunsch zurück, im Jubiläumsjahr Beethoven´s „Fidelio“ aufzuführen. Dieses Werk war wie gemacht für den Schlosshof! Das für den Alten Herrn entscheidende Gegen-Argument: Er ging gewöhnlich um 22 Uhr schlafen und wollte dann seine Ruhe haben! Nun kam die „Orangerie“ in die gemeinsame Überlegung. Damals eine Ruine, davor eine große Spielfläche. Der dortige Graben war trocken und umrahmt von riesigen Kastanienbäumen. Das Orchester hätte im Graben Platz gefunden und eine amphitheatralische Zuschauertribüne hätte aufgebaut werden müssen. Der Prinz fragte mich nach der eventuellen Zuschauerzahl. Meine Schätzung von 1000 Besuchern brachte Constantin in helle Aufregung! Er wählte eine deftige Sprache – in der hochdeutschen Übersetzung etwa: „Wir haben keine Toiletten, da wird der ganze schöne Park verunreinigt!“ Diese berechtigte Sorge in der Toilettenfrage brachte die ersehnte Entscheidung. Am nächsten Tag gab er seine Zustimmung, dass die Opernaufführungen ab 1965 im Schlosshof stattfinden konnten. Ich suchte Werke aus, die nicht länger als 2 Stunden dauerten. Es gab nie Schwierigkeiten. Der Prinz hörte nach den Premieren die Vorstellungen bei offenem Fenster vom Bett aus an, und wir diskutierten am nächsten Tag die Unterschiede der Aufführungen und Besetzungen.
Auf diese Weise konnte gelingen und sich ein gemeinsamer Traum erfüllen, von dem Prinz Constantin zur Premiere der ersten Operaufführung im Schlosshof am 17. Juli 1965 schrieb: „Weikersheim, ein Monument des Kunsthandwerkes und der Kunst des Hohenloher Landes, soll eine Brücke sein von der Kunst vergangener Jahrhunderte zur Kunst von heute, was auch der Musikalischen Jugend Deutschlands zum Vorteil gereicht.“ Prinz Constantin gelang es, dass das Schloss Ende der 1960ziger Jahre in Staatsbesitz des Landes Baden-Württemberg überführt wurde. Er galt als einer der Schöpfer der Romantischen Straße im Teil Bad Mergentheim bis Rothenburg.