Sie ist DIE Operette: „Die Fledermaus“ von Johann Strauß. Als Paradebeispiel für die angeblich so leichte Muse versprüht sie Walzer-, Polka- und Csardas-Leichtfüßigkeit doch ganz schön hintergründig, musikalisch meisterlich gearbeitet und auf Personen und Situationen geradezu ironisch zugeschnitten.
Kaum eine andere „Oper“ ist häufiger gespielt und wird vom Publikum so heiß geliebt. – Unwiderstehlich die genial komponierten Ohr- und Walzerdrehwürmer und eine Geschichte, wie sie so unvergleichlich nur der feinderbe Humor des Wiener Schmäh zu erzählen vermag:
Dr. Falkes Ruf als Spitzenanwalt ist lädiert, nachdem Gabriel von Eisenstein ihn betrunken und im Kostüm einer „Fledermaus“ öffentlich der Lächerlichkeit preisgegeben hatte. Der so Titulierte sinnt auf Rache und trachtet danach, Eisenstein ebenfalls gesellschaftlich unmöglich zu machen. Von Beginn an schwankt der Boden für das schwindelerregende Tableau aus Amüsement, amourösen Verwicklungen, Intrigen und walzerseligem Eskapismus. Dominik Wilgenbus inszeniert die Operette als sprichwörtlichen „Tanz auf dem Vulkan“. Die Protagonisten stürzen sich mit obsessiver Feierlaune in die Ablenkung und ins Vergnügen. Da prickelt der Champagner, da brennt die Luft. Spätestens auf dem rauschhaften Ball des Prinzen Orlofsky kommen die Beteiligten – reichlich überdreht – hinter ihren Masken ins Schwitzen. Die Uhr tickt …
Ein Gesellschaftsdrama also? In die eigene Seele oder einfach nur zu tief ins Glas geschaut? Die Antwort auf diese Frage liegt am Ende wie immer im Auge und Ohr des Publikums. Die Bühnencharaktere jedenfalls schreiben den entstandenen Schaden persönlicher Verletzungen dem Champagner zu und beruhigen sich über ihren Vergnügungstaumel mit der Lebenssweisheit-Polka „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist"!